Self-Checkout – selbst ist der Mensch
Self-Checkout – selbst ist der Mensch
Self-Checkouts und Self-Scanning-Systeme gewinnen zunehmend an Bedeutung. Nach dem Start von IKEA im Jahr 2007 bieten immer mehr Geschäfte ihren Kunden an, den Scan- und Bezahlvorgang selbst zu übernehmen. Möglichkeiten hierfür gibt es immer mehr.
Viele Menschen kennen bereits die klassische Self-Checkout-Zone mit stationären Scan- und Bezahlterminals. Der Kunde scannt seinen Einkauf an speziellen Selbstbedienungsstationen im Ausgangsbereich des Marktes. Die gescannten Produkte werden auf einer Kontrollwaage abgelegt. Nach der Bezahlung ist der Einkaufsprozess abgeschlossen. Kommt es zu Fragen oder Problemen steht das Verkaufspersonal zur Verfügung. Geeignet ist diese Art von Kasse für bis zu 15 Artikel.
Als Alternative zu den stationären Self-Checkout Bereichen gibt es das sogenannte Scan & Go. Hierbei scannt der Kunde die Produkte bereits während des Einkaufens mit einem mobilen Lesegerät. An der Bezahlstation wird das Gerät ausgelesen und der Kunde zahlt bar, mit Karte oder kontaktlos. Beim Mobile Scan ist das Verfahren ähnlich. Anstelle eines zur Verfügung gestellten Handhelds nutzt der Kunde hier allerdings sein eigenes Smartphone in Verbindung mit einer App, z.B. Snabble. Bei dieser Form wird die gescannte Ware meist in den Einkaufswagen zurückgelegt. Self-Scanning ist ideal für Einkäufe ab 30 Artikel.
Der Easy Shopper ist ein intelligenter Einkaufswagen. Über die dazugehörige App, kann die Einkaufsliste bereits zu Hause erstellt werden. Im Markt angekommen, wird dann ein QR-Code über ein am Einkaufswagen angebrachtes Display gescannt. Die Einkaufsliste wird automatisch geladen und der Einkaufswagen navigiert den Kunden, mit der kürzesten Wegstrecke, durch den Markt. Hat der Kunde sein gewünschtes Produkt gefunden, wird dieses, über den am Einkaufswagen angebrachten Bildschirm, eingescannt. Am Ende des Einkaufs wird nur noch die spezielle „Easy Shopper Kasse“ passiert und der Einkauf kann bezahlt und damit beendet werden.
Noch digitaler sind die kassenlosen Supermärkte. Hiervon gibt es weltweit rund 1.000 Märkte, von denen nur wenige nicht in China ansässig sind. Am bekanntesten ist eine Handvoll Amazon Go Märkte in den USA. Aufgrund der Komplettüberwachung mit hunderten von Kameras und Konfliktpotenzial mit der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) spricht allerdings einiges gegen eine schnelle Verbreitung in EU-Märkten.
Noch ist die Anzahl von Self-Checkout Märkten in Deutschland überschaubar. Laut EHI, Köln, gab es 295 (2015) bzw. 488 (2017) Geschäfte mit 2150 (2015) bzw. 3.020 (2017) Kassen im Einzelhandel. Das sind erst ca. 1-2% der Kassen. Die Entwicklung dieser Kassenzone dürfte in den nächsten Jahren allerdings kräftig steigen, weil die Kundenakzeptanz bis zu 30% betragen kann. Inwiefern sich diese Investition für die prozessoptimierten deutschen Händler auch finanziell lohnen wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab und kann nur durch eine umfassende, standortbezogene Wirtschaftlichkeitsanalyse festgestellt werden.
Wir dürfen auf die weitere Entwicklung sehr gespannt sein. Gewinnen werden auf jeden Fall die kaufenden Kunden. Noch nie zuvor war das Angebot, den Markt mit bezahlter Ware verlassen zu können so groß. Und für den Händler? Neben der wirtschaftlichen Erfolgsrechnung spielen auch Motive wie höhere Kassenproduktivität ohne Personalabbau, Frequenzerhöhung, Verbesserung der Kundenloyalität, Flexibilität des Personaleinsatzes oder Imageverbesserung eine Rolle. Nicht alles lässt sich davon hart in Zahlen ausdrücken.